Kurzer Rückblick auf das Huntehochwasser Weihnachten 2023 und Neujahr 2024 in Wildeshausen

Lieber Leserinnen und Leser,

die Niederschläge in der Woche vor Weihnachten und in der Neujahrswoche 2024 haben den Huntepegel auch in Wildeshausen sehr stark ansteigen lassen. Insgesamt sind im Dezember 2023 mehr als 110 mm Niederschlag in Wildeshausen gefallen (Quelle: eigene Wetterstation), davon allein ca. 70 mm in der Weihnachtswoche. Die bis dahin bereits stark gesättigten Böden führten dazu, dass das Oberflächenwasser direkt in die Vorflut und damit in die Hunte ablief. Hinzu kamen in der Neujahrswoche 2024 weitere 45 mm Regen, die zum erneuten Anstieg der zwischenzeitlich gefallenen Hunte führten.
Indikator für die vorbeugenden Hochwasserschutzmaßnahmen in Wildeshausen bilden dabei verschiedene Huntepegel, die wertvolle Informationen für die zu ergreifenden Maßnahmen liefern. Der Huntepegel in Colnrade besitzt z. B. eine Prognose, in der die aktuellen Wetterdaten einfließen, so dass anhand des errechneten Trends vorhergesagt werden kann, ob die Hunte weiter steigen wird. Der Höchststand betrug dabei in Colnrade sowohl bei der 1. als auch der 2. Welle 4,24 m, der höchste Pegel in Wildeshausen an der Huntebrücke Im Hagen betrug am 2. Weihnachtstag  19,11 m und am 05. Januar 2024 im Maximum 19,13 m. Damit ist das 2. Hochwasser ca. 2 cm höher ausgefallen, als noch das Weihnachtshochwasser mit der 1. Welle. Hinzu kamen weitere Niederschläge, die am 05./06. Januar 2024 erneut eingesetzt haben und den tendenziell sinkenden Pegel der Hunte nochmals beeinflusst haben. Alles in allem haben wir nach vorläufiger Bewertung der Pegel jedoch das Hochwasserniveau von 1998 in Wildeshausen nicht erreicht.
Das Einsatzgeschehen der Feuerwehren aus Wildeshausen und Düngstrup war dabei Weihnachten stärker geprägt, als in der Neujahrswoche 2024, obwohl hier der Stand sogar noch 2 cm höher war. Hauptsächlich mussten dabei Pump- und Sicherungsleistungen vor Ort erbracht werden, wie z. B. lokale Sandsackverlegungen oder Baumsicherungen. Ferner musste ein Baum gefällt werden, damit der Hunteabfluss gewährleistet bleibt, nachdem zuvor bereits zwei Bäume in die Hunte gestürzt waren, die zuvor sehr aufwändig durch die DLRG gesichert werden mussten. Am 23. Dezember 23 wurden zuvor noch 5.000 Sandsäcke durch die Feuerwehren aus Wildeshausen, Düngstrup, der Samtgemeinde Harpstedt sowie der DLRG, dem DRK und dem MHD hergerichtet, die insbesondere für einen Schnellangriff im Bereich Sicherung dienten. Hiervon konnten in der Zwischenzeit 3.000 Stück an die Gemeinden Hatten und Wardenburg abgegeben und damit einen wertvollen Beitrag zur Deichsicherung in Sandkrug liefern.
Die Informationen liefen dabei anfangs im Stadthaus, später schließlich im Feuerwehrhaus auf. Der kleine Hochwasserstab, der von mir geleitet wurde, bewertete dabei die vorliegenden Informationen und Tendenzen und sprach letztendlich die weiteren Handlungsempfehlungen bzw. Maßnahmen aus, die von den örtlichen Einsatzkräften ausgeführt wurden. Im Feuerwehrhaus wurde zwischenzeitlich eine örtliche Führungsstelle durch die Kameradinnen und Kameraden eingerichtet, die neben den Hochwassereinsätzen auch das normale Einsatzgeschehen koordinierte. Informationen wurden durch den Austausch der Stabsmitglieder, der täglichen Lagemeldungen von NLWKN, GOL und der Feuerwehr und u. a. durch den Einsatz von Flugdrohnen der Kreisfeuerwehr sowie der MHD-Drohne gewonnen. Hieraus konnte ebenso das Fließ- und Ablaufverhalten der Hunte beobachtet und bewertet werden. Außerdem bestand ein sehr enger Austausch zum Landrat, zur Kreisfeuerwehr, zur Polizei, zur EWE und zur Kreisverwaltung. Im Fokus lagen u. a. dabei der Wall am  Seniorenweg, die Marschwiesen, die Landskrone, Zwischenbrücken und der Marschweg. Bemerkenswert ist, dass sich die beiden Hochwasser, auch wenn sie kurz hintereinander aufgetreten sind, doch voneinander unterschieden.
Im Ergebnis und im (vorläufigen) Rückblick bleibt festzuhalten, dass die seit dem Hochwasser 1998 umgesetzten Maßnahmen, wie z. B. die Strömungsoptimierung an der Eisenbahnbrücke, der Deich am Seniorenweg und die Hochwasserschutzwand in Zwischenbrücken gegriffen  sowie für eine deutliche personelle und materielle Entlastung beigetragen haben. Ich kann auch festhalten und feststellen, dass sich die Zusammenarbeit im Stab und die offene Kommunikation der Maßnahmen und Ergebnisse nach außen, wie z. B. mit der Anwohnerinformation, absolut bewährt haben, dass die örtlichen Einsatzkräfte hervorragend zusammen arbeiten – und wirken- und dass die vielen Helferinnen und Helfer trotz der Lage immer wieder engagiert sowie mit viel Freude die Aufgaben erfolgreich bewältigt haben. Hierfür möchte ich an dieser Stelle nochmals ein großes Dankschön aussprechen, was wir mit einer Helfer*Innenfete zu einem späteren Zeitpunkt abrunden wollen. Ich danke ebenso denen, die sich völlig unbürokratisch in unterschiedlicher Form eingebracht haben, um uns bei der Arbeit zu unterstützen. Allen Helferinnen und Helfern, ob ehrenamtlich in Feuerwehr oder Hilfsorganisation oder hauptamtlich in Polizei, Kreis-oder Stadtverwaltung:
Danke euch allen!!!
In den kommenden Tagen werden wir trotz tendenziell sinkender Hunte die markanten Punkte und Stellen weiter kontrollieren und den Pegel der Hunte sorgfältig beobachten
Ferner werden wir die Ergebnisse und Erfahrungen sammeln und hieraus weitere Handlungsempfehlungen für die Zukunft und den präventiven Hochwasserschutz entwickeln!!!
In der Bildergalerie habe ich ein paar Impressionen der letzten Tage eingefangen – weiter unten noch ein Video vom ablaufenden Wasser am Marschweg, den Drohnenaufstieg am Feuerwehrhaus und der Hunte am Wehr in Wildeshausen.
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen – zwar verspätet – ein frohes neues Jahr 2024!
Beste Grüße

Jens Kuraschinski