Fragen und Antworten zum Jahresabschluss 2022

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

das Jahr 2022 neigt sich langsam dem Ende und die Weihnachtsfeiertage stehen unmittelbar bevor.

Dieses Jahr habe ich mich entschieden, anstelle eines umfassendes Jahresrückblicks ein kleines Interview zu verfassen, welches unten wiedergegeben ist. Viel Spaß beim Lesen.

Ich wünsche Ihnen allen ein paar schöne Vorweihnachtstage, ein besinnliches Weihnachtsfest 2022 und einen „guten Rutsch“ ins neue Jahr 2023.

Viele Grüße

Jens Kuraschinski

Fragen zum Jahresabschluss an Bürgermeister Jens Kuraschinski:

1)   Über was haben Sie sich im Jahr 2022 am meisten gefreut?

Es ist uns bisher erfolgreich gelungen, knapp 300 Menschen aus der Ukraine kriegsbedingt in Wildeshausen unterzubringen bzw. bei der Wohnungssuche zu unterstützen, ohne dass wir wie in den Jahren 2015/2016 Turnhallen schließen oder Zelte aufbauen mussten. Hierfür bin ich meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, aber auch unserer Kreisverwaltung sowie den vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in Wildeshausen sehr dankbar…

Zu Beginn des Jahres waren wir dabei noch „voll in der Pandemie“, deren Folgen wir bezogen auf die Stadt, die Einrichtungen oder die Finanzen am Ende sehr gut gemeistert haben. Hinzu kamen 2022 schließlich die Einführung des „Dichtemodells“ für eine regulierte Bebauung im Stadtgebiet, die Eröffnung und Fertigstellung des „A1 Gewerbeparks Wildeshausen-Nord“, der Erhalt des Mehrgenerationenhauses, der kürzlich beschlossene Doppelhaushalt 2023/2024 und auch unser neues Marketingkonzept „Wildeshausen 2030+“, was uns für Zukunft fit machen soll.

Und was mich besonders freut ist, dass wir die Widukindhalle evtl. doch noch weiter als Mehrzweckhalle nutzen können und dass die St.-Peter-Schule am neuen Standort an der Heemstraße gut angekommen sowie mit der sanierten Schule sehr zufrieden ist…

2)   Worüber haben Sie sich im nun endenden Jahr am meisten geärgert?

Dankbarkeit und Anerkennung über das Erreichte scheinen doch immer mehr an Bedeutung zu verlieren oder in Vergessenheit zu geraten, gerade wenn ich auf die Pandemie sowie die Probleme, die uns der Ukrainekrieg gebracht hat, zurückblicke. Wir klagen zunehmend auf sehr hohem Niveau – und Dinge haben, egal ob wichtig oder unwichtig, offenbar den gleichen Stellenwert, wie ich vielfach erlebe. Ich frage mich dann immer, wie die Menschen in der Ukraine über derartige Probleme denken oder diese lösen würden….

3)   Die Sanierung des seit langem maroden Freibads ist jetzt doch – trotz klammer Kassen – in letzter Sekunde wieder auf die Agenda gerückt. Wie beurteilen Sie die Erfolgsaussichten?

Nach der aktuellen Beschlussfassung im Rat können wir in Kürze erneut die Fördermodalitäten abklären, denn anstatt von Edelstahl soll jetzt eine deutlich günstigere Folienauskleidung für die Becken zum Einsatz kommen. Wenn die veränderte Planung fortgeschrieben und mit der Bewilligungsstelle abgeklärt wurde, wäre darüber zu entscheiden, ob und wie die restliche Finanzierung gesichert werden soll, denn im Doppelhaushalt sind noch keine weiteren Baukosten für die Umsetzung veranschlagt und die Liste der noch nicht durchfinanzierten anderen Projekte ist sehr lang.

Eines steht für mich nicht nur als passionierter Schwimmer fest: Zu Wildeshausen gehört auf jeden Fall ein Freibad – aber ohne Fördergelder ist eine Sanierung finanziell weiterhin nicht darstellbar.

4)   Das seit langem geplante Urgeschichtliche Zentrum (UZW) bleibt umstritten. Warum halten Sie trotzdem an diesem ehrgeizigen Projekt fest?

Seit Jahren wird im Internet oder an der Autobahn Werbung für das urgeschichtliche Zentrum gemacht, aber in der Stadt existiert kein zentraler Anlaufpunkt mit einem Wiedererkennungsmerkmal, was eben das Thema betrifft. Das Fehlen einer derartigen Anlaufstelle wird mir immer wieder von Auswärtigen beschrieben. Das UZW soll dabei kein altbackenes Museum, sondern ein innovatives und modernes Informationszentrum werden, von dem die gesamte Region und letztendlich der Standort Wildeshausen mit der Innenstadt profitieren werden.

Darüber hinaus wird im sanierten Feuerwehrhaus auch der Fremdenverkehrsverein neue Räumlichkeiten erhalten, um dort seine touristischen Aufgaben wahrzunehmen. Und wir haben mit dem Landkreis Oldenburg einen Kooperationspartner, der unlängst die überregionale Bedeutung dieser Einrichtung anerkannt hat und sich finanziell mit 50% an den Kosten der Einrichtung beteiligen wird.

Verbunden mit den bewilligten Städtebaufördermitteln für die Herrichtung der ehemaligen Feuerwache sollten wir endlich diese Chance nutzen, mit der Umsetzung beginnen und nicht immer wieder alles zerreden oder zur Diskussion stellen…

5)   Die jahrelangen Bemühungen, ein Industriegebiet an der Autobahnanschlussstelle Wildeshausen-West zu etablieren, sind gescheitert. Wie und wo können trotzdem (zumindest einige Hektar) dringend benötigte Industrieflächen für Wildeshauser Betriebe geschaffen werden?

Das ist schon sehr schade, denn es wurde auch von Seiten der Stadt sehr viel Arbeit und Geld in dieses Projekt investiert. Glücklicherweise stehen neue Gewerbeflächen seit dem Herbst im „A1 Gewerbepark Wildeshausen -Nord“, für den ich mich seit Jahren alternativ eingesetzt habe, zur Verfügung – auch wenn wir dort keine Industrieflächen ausweisen konnten. Der Bedarf hierfür ist unumstritten, denn es gibt Firmen, die perspektivisch oder für eine Aus- und Umsiedlung dringend Industrieflächen benötigen. Da unsere Nachbarkommunen teilweise vor den gleichen Herausforderungen stehen, führe ich gegenwärtig Gespräche, neue interkommunale Lösungen voranzubringen.

6)   Das Thema Umweltschutz wird immer wichtiger. Wie kann die Stadt sich hier in Zukunft noch stärker einbringen?

Der Umweltschutz genießt in den letzten Jahren schon einen hohen Stellenwert, insbesondere, was die städtebaulichen Planungen, den Einsatz erneuerbarer Energien oder die Umsetzung von Baumaßnahmen betrifft. Allein die Fachbeiträge in der Bauleitplanung, die in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, zeigen uns dies. Natürlich gibt es noch „Luft nach oben“, allein wenn ich an die Themen Fahrradverkehr, ÖPNV oder Verkehrsberuhigung denke. Hier müssen wir in den kommenden Jahren „weiter am Ball bleiben“ und die Angebote weiter ausbauen – und nutzen. Dass dies funktionieren kann, zeigte uns in diesem Jahr erfolgreich das „9 €-Ticket“.

7)   Was ist Ihr größter Wunsch für das nächste Jahr?

Die Liste der Aufgaben, Maßnahmen und Herausforderungen ist lang, und ich würde mich freuen, wenn wir insgesamt wieder mehr zur Normalität zurückkehren könnten, um uns diesen Problemen zu widmen und diese anzugehen. Ferner würde ich mir wünschen, getroffene Entscheidungen nicht immer wieder in Frage zu stellen, sondern zu akzeptieren und umzusetzen.

Hinzu kommen die Themen Preissteigerung, Inflation, Energiekrise und natürlich die Folgen des Ukrainekrieges, die wir hoffentlich ebenso gut meistern werden. Mein größter Wunsch ist jedoch, dass wir alle und insbesondere die Regierungen „besonnen“ bleiben, damit der Konflikt nicht eskaliert oder gar auf andere Länder dieser Welt übergreift – und dass wir alle weiter in Frieden leben können.

Jens Kuraschinski